„Orte der Kraft“
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Kopp & Spangler
Ich gehe meinem Glück freudig entgegen

Ich gehe meinem Glück freudig entgegen

Liebe Freunde des mystischen Reisens,

in meiner Kindheit hat mein Vater nahezu wöchentlich eine „Wallfahrergruppe“ mit seinem Bus nach Altötting gebracht. Ich hoffe, Sie sehen es meinem kindlichen Gemüt nach…. die Wallfahrer waren für mich vor allen Dingen sehr alt und sehr bedrückend. Alle waren schwarz gekleidet und das Rosenkranzgebet floss monoton während der 2-stündigen Busfahrt von der linken zur rechten Busseite und wieder zurück. Dass Pilgern auch freudig und lebendig sein kann, erfuhr ich ein paar Jahre später. Meine Mutter hatte eine Nonne zu einer Reise nach Lourdes eingeladen, auf die ich die beiden begleiten durfte. Schwester Agnes hatte meine Schwester nach einem Autounfall, den sie nur knapp überlebte, über Wochen liebevoll im Krankenhaus gepflegt und dabei immer wieder für ihre Genesung gebetet.

Ihr strahlendes Gesicht und ihr freudiges Lachen, als wir das erste Mal in Lourdes mit Tausenden von Menschen an der Lichterprozession teilgenommen hatten, erinnere ich noch heute. Für sie war diese Reise nach Lourdes der Beginn eines neuen Lebens. Sie blieb dem katholischen Glauben zwar ihr Leben lang verbunden, doch sie verließ kurz nach dieser Reise ihren Orden, begann ein „bürgerliches“ Leben und heiratete.

Über den eigenen Acker hinausgehen

Das lateinische Verb „peregre“ bedeutet etymologisch: über den eigenen Acker hinausgehen. Was für ein schönes Bild! Der Pilger muss den eigenen Lebensraum verlassen, in die Fremde hinausgehen, um wieder ganz bei sich selbst ankommen zu können. Indem er sich auf den Weg zu einem heiligen Ort macht, sich dabei den Kräften der Natur aussetzt, wird sein Kopf wieder klar, sein Herz wieder leicht, sein Körper und seine Seele kann wieder gesunden, indem er sich im wahrsten Sinne des Wortes „erdet“.

Der erste Pilger war Abraham

Im ersten Buch Mose heißt es: "Der Herr sprach zu Abraham: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein." (Genesis 12, 1)
Und genau das tat er auch. Der Vater des Christentums, des Judentums und des Islam vertraute auf Gottes Wort und verließ zusammen seiner Familie seine Heimat und begab sich auf den Weg – ohne zu wissen, wohin ihn dieser letztendlich führen würde.
Das Pilgern begleitet die Menschheit also schon sehr lange. Wobei es eine Zeit gab, in der es – zumindest in protestantischen Kreisen – nicht unbedingt unumstritten war. Luther verglich es mit dem Ablasshandel, was dazu führte, dass es in manchen Ländern sogar verboten wurde. Wir können froh sein, dass sich Luther in diesem Punkt nicht auf Dauer durchgesetzt hat!

Der Jakobsweg – der berühmtesten Pilgerweg der Welt

Auf der ganzen Welt gibt es Pilgerwege. Es gibt in jeder Religion Wege, die besonders verehrt werden. Aber der berühmteste Pilgerweg ist sicher der Jakobsweg, der durch viele Länder und auf vielen Wegen zu seinem Ziel in Santiago de Compostela führt. Schon seine geographische Ausrichtung spiegelt wider, worum es bei seinem Begehen im Kern geht. Wenn man die Geografie des Weges beschreibt, dann leitet er den spirituellen Sucher vom Osten nach Westen. Doch wenn man die tiefere Bedeutung der Himmelsrichtungen betrachtet, so führt der Weg vom Sonnenaufgang, von der Geburt hin zum Sonnenuntergang zum Tod und damit zur Umkehr und zum Neubeginn.
Pilgerwege zeigen uns, dass jeder Tag einen Abschied mit sich bringt. Ganz profan verabschiedet man sich jeden Morgen von einem Ort, um am Abend einen neuen Ort zu begrüßen. Man verabschiedet sich auf der Pilgerreise aber auch von Lasten. Man streift Lebensphasen, Vorstellungen und überholte Ideale ab, die man im Laufe seines Lebens „gesammelt“ hat und erfährt dabei die spirituelle Dimension des Seins immer wieder aufs Neue.

Aus dem „Schritt-für-Schritt-vorwärts-Gehen“ und dem Glücksgefühl, eine Wegstrecke bestanden zu haben, schöpft man Mut und Kraft für die Wege, die einem das Leben aufgibt.
So unterschiedlich die Pilgerwege auf unserer Erde auch sein mögen, ob kurz oder lang, ganz egal ob der Weg nach Lourdes, zum Grab des Heiligen Jakobus oder zu einer heiligen Quelle auf dem Brennerpass führt, sie alle verbindet, dass uns diese Wege zu uns selbst führen. Was für ein großartiges Geschenk! Dafür verlassen wir unseren eigenen Acker doch gerne.

Herzlichst

Cornelia Spangler
und Ute Kopp