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In allen Ländern, in allen Kulturen und zu allen Zeiten erzählten sich Menschen Geschichten. Sie wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Der Bekanntheitsgrad vieler Sagen reicht nicht über die Region hinaus, in der sie entstanden sind. Doch es gibt auch Ausnahmen – Legenden, die die ganze Welt berühren und bis heute lebendig geblieben sind.
Eine davon ist die Legende um König Artus, den Zauberer Merlin, die Herrin vom See – und natürlich Avalon. Glastonbury ist der Ort, an dem Magie und Mythos der Artussage mit der Realität zusammentreffen. Der Sage nach fanden er und seine Frau dort ihre letzte Ruhestätte – in der Glastonbury Abbey. Und genau am Glastonbury Tor soll die diesseitige Welt enden und die magische beginnen. Der Hügel symbolisiert den Eingang nach Annwn, dem keltischen Jenseits. In Avalon wurde das Schwert Excalibur geschmiedet. Dorthin kam Artus, nachdem er in der Schlacht bei Camlann tödlich verletzt worden war. Das ist die Sage, der Mythos. Doch was sagt die Realität der diesseitigen Welt?
Die geheimnisvollen Terrassen von Glastonbury Tor
Zuerst einmal ist der Glastonbury Tor ein weithin sichtbarer, markanter Hügel inmitten einer Ebene in den Somerset Meadows im Süden Englands. Besonders auffällig sind die regelmäßigen, konzentrischen Terrassen, die sich spiralförmig um den Hügel winden. Ihr Ursprung ist bis heute ungeklärt – Theorien reichen von prähistorischen Ritualpfaden über mittelalterliche Landwirtschaft bis hin zur Erklärung, beim Tor handle es sich um eine Stufenpyramide.
Über eines sind sich Geologen und Archäologen einig: Die Terrassen selbst sind nicht durch natürliche Erosion entstanden, sondern menschengemacht. Im Kern besteht der Glastonbury Tor aus einer widerstandsfähigen Gesteinsschicht, die härter ist als das umliegende Gestein. Diese geologische Besonderheit hat dafür gesorgt, dass der Hügel nicht wie seine Umgebung erodierte.
Archäologische Funde auf dem Glastonbury Tor
Archäologische Funde gab es über die Jahrhunderte viele. Neolithische Pfeilspitzen deuten auf eine Nutzung in der Steinzeit hin, jedoch nicht auf eine dauerhafte Besiedlung. Rätselhaft ist nach wie vor der Fund von poströmischer Keramik aus der heutigen Türkei. Sie stammt aus dem 5. und 6. Jahrhundert und könnte auf einen religiösen oder herrschaftlichen Ort hinweisen.
In den 1960er-Jahren wurde die Theorie aufgestellt, die Terrassen bildeten ein neolithisches Spirallabyrinth – einen rituellen Pfad, der zur Spitze führt. Diese These wurde durch Ähnlichkeiten mit anderen neolithischen Monumenten wie z. B. Silbury Hill gestützt. Historiker halten diese Deutung zwar für theoretisch möglich, jedoch archäologisch nicht belegbar. Der Tor war in der Jungsteinzeit dicht bewaldet. Eine intensive Nutzung oder das Anlegen von Terrassen wäre daher unwahrscheinlich.
Die Umgebung des Glastonbury Tor war in der Frühzeit ein Sumpf- und Feuchtgebiet, das sich von der Küste bis ins Binnenland erstreckte. Archäologische Beweise zeigen, dass Menschen im Neolithikum hier auf Inseln im Sumpf lebten, die durch hölzerne Stege miteinander verbunden waren. Diese Siedlungen waren reich an Ressourcen: Es gab Fische und Vögel, Schilf und genügend Holz. Es bestand also kein Bedarf, den steilen, bewaldeten Tor zu besiedeln oder zu kultivieren.
Mittelalterliche Landwirtschaft als pragmatische Lösung
Die Forscher fanden keine Verteidigungsanlagen, Siedlungen oder frühere Bauwerke auf den Terrassen. Nur ein deutlich genutzter Trampelpfad konnte identifiziert werden. Was also ist die Bedeutung der Terrassen?
Die Erklärung der Forscher ist eher profan: Im Spätmittelalter war die Glastonbury Abbey die reichste Abtei Englands. Die Mönche betrieben ein weitverzweigtes Netz von Landwirtschaftsbetrieben, auch in den schwer zugänglichen Somerset Levels. Sie leiteten Flüsse um, legten Entwässerungskanäle an und machten das Land so urbar. Für den Ackerbau war das Land dennoch zu feucht – es bedurfte trockenen Landes. Vermutlich wurden die Hänge des Glastonbury Tor daher terrassiert, um Getreide anzubauen.
In den Mendip Hills existieren vergleichbare Terrassen, sogenannte Lynchets, die eindeutig aus dem Mittelalter stammen und als Ackerstreifen dienten. Archäologen nehmen daher an, dass auch die Terrassen am Tor in ähnlicher Weise genutzt wurden – ein typisches Muster der Bevölkerungsexpansion und Flächennutzung. Es waren also die Mönche, die dem Glastonbury Tor seine unverwechselbare Form gaben. Und die Mönche sind es auch, die uns auf die Spur von König Artus' Grablege führen.
Der Mythos begann im Mittelalter
Glastonbury Abbey war nicht nur die reichste Abtei Englands – sie war auch die berühmteste Pilgerstätte des Landes. Abertausende von Pilgern bescherten der Abtei eine sichere Einnahmequelle. Dieser Geldstrom drohte jedoch durch eine Tragödie zu versiegen: Ein verheerender Großbrand vernichtete die Abtei im Jahre 1184. Bei den Wiederaufbauarbeiten 1191 wurden die menschlichen Gebeine eines groß gewachsenen Mannes mit einer schweren Kopfverletzung sowie kleinere, vermutlich die einer Frau, gefunden. Dabei lag ein Kreuz aus Blei, auf dem gestanden haben soll: „Hier liegt der berühmte König Artus auf der Insel Avalon begraben.“ Welch ein sensationeller Fund!
Der Wermutstropfen: Historiker werten den Fund als ein frühes Beispiel religiöser PR-Strategie und nicht als historischen Beweis. Es scheint, die Mönche ließen sich von Geoffrey von Monmouths populärer Historia Regum Britanniae inspirieren und reklamierten die Grablege des berühmtesten Königs der britischen Geschichte für sich. Die historischen Hintergründe sind also zweifelhaft – doch der Zweck wurde erfüllt: Der Besucherstrom setzte wieder ein. Und er ist bis zum heutigen Tag nicht versiegt.
Zwei Landschaften – eine Wirklichkeit
In Glastonbury verbindet sich die physische Landschaft – geformt durch geologische Prozesse und menschliches Eingreifen durch landwirtschaftliche Nutzung – mit der mythischen Landschaft, geprägt von Legenden und spirituellem Wirken. Die Gretchenfrage lautet: Was beeinflusst und prägt den Ort mehr – der physische Eingriff in die Landschaft oder das Fühlen und Denken der Bewohner und Besucher?
Eine mystische Erklärung für die Trennung und Verbindung der beiden Welten gefällt mir persönlich besonders gut: In einigen Versionen der Legende und auch in der Realität war Avalon von Wasser umgeben. In der Sage war Glastonbury Tor der Eingang zur Insel. Durch die menschlichen Eingriffe in die Landschaft hat sich der Schleier zwischen der normalen und der magischen Welt verändert – und der Zugang zur magischen Welt wurde verschoben.
Das lässt aber immer noch die Möglichkeit offen, ihn eines Tages wiederzuentdecken!
Mit magischen Grüßen
Cornelia Spangler
und Ute Kopp
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